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Parenterale Ernährung

Informationen für Patienten und Angehörige

Laut einer Schätzung des G-BA* aus dem Jahr 2016 erhalten etwa vier von einer Million Einwohnern parenterale Ernährung.[1] Dementsprechend ist das Thema vielen Menschen wohl nahezu unbekannt. Wer nicht persönlich betroffen ist oder als Fachkraft in dem Bereich arbeitet, hat mit großer Wahrscheinlichkeit kaum eine Vorstellung, was es damit überhaupt auf sich hat. Wenn Patienten eine erste Diagnose erhalten, stellt daher allein die Beschäftigung mit dem Thema oft eine Herausforderung dar: Was ist parenterale Ernährung überhaupt? Wie funktioniert das im Alltag? Mit welchen Risiken geht diese Therapie einher und was kann man tun, um Risiken zu vermeiden? Um Patienten und Angehörigen den Einstieg zu erleichtern, liefert dieser Artikel einen Überblick zu den wichtigsten Fragen und Antworten.  
 
*G-BA steht für “Gemeinsamer Bundesausschuss”. Dies ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen.

 

Übersicht

  1. Definition: Was ist PE?
  2. Indikation: Wer braucht PE?
  3. Zusammensetzung: Woraus besteht PE?
  4. Zugang: Wie gelangt PE in den Körper?
  5. Anwendung: Wo und von wem wird PE verabreicht?
  6. Sicherheit: Worauf ist zu achten?
  7. Prävention: Wie lassen sich Komplikationen vermeiden?
  8. Kostenübernahme: Wer bezahlt PE?
  9. Referenzen

Definition: Was ist parenterale Ernährung?

Der Begriff „parenteral“ stammt aus dem Altgriechischen und setzt sich aus „para“ („vorbei“) und „enteron“ („Darm“) zusammen. Wortwörtlich heißt es also „vorbei am Darm“. Somit bringt der Name recht exakt auf den Punkt, was parenterale Ernährung ist: Es handelt sich um eine künstliche bzw. klinische Nahrungszufuhr, die den Magen-Darm-Trakt komplett umgeht. Die Nährstoffe werden nicht über normales Essen durch den Mund, sondern in flüssiger Form über einen Zugang an einer zentralen Vene (Katheter) aufgenommen. Die korrekte medizinische Definition lautet demnach „direkte Infusion von kleinmolekularen Nährstofflösungen (sog. Emulsionen) in den Blutkreislauf“. Daher spricht man in diesem Zusammenhang auch von intravenöser Ernährung.  

Catheter-Icon

Parenterale vs. enterale Ernährung

Der Darm hat für unseren Körper viele wichtige Funktionen. Abgesehen von der Nahrungsaufnahme spielt er eine zentrale Rolle in der Regulation unseres Immunsystems. Bei medizinischen Behandlungen sollte immer versucht werden, die natürlichen Aktivitäten des Darms aufrechtzuerhalten bzw. wiederherzustellen. Die parenterale Ernährung kommt deshalb nur in letzter Instanz infrage, wenn sowohl die orale als auch die enterale Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich ist. Enteral bedeutet, dass Patienten Nährstoffe über eine Sonde oder ein Stoma erhalten. Dabei wird der Mund-Rachen-Bereich umgangen, aber die Nahrung weiterhin über den Magen-Darm-Trakt verdaut. Im weiteren Sinne zählt eine klinische Versorgung mit Trinknahrung ebenfalls zur enteralen Ernährung.

 

Parenterale Ernährung lässt sich nach verschiedenen Kriterien differenzieren: 

  • Wird sie ausschließlich oder ergänzend mit anderen Ernährungsformen durchgeführt?
  • Welche Art von Katheter wird genutzt?
  • Wird sie zuhause oder auf der Intensivstation durchgeführt?
  Parenterale Ernährung Enterale Ernährung
Verabreichung Venöser Zugang Per Sonde (z. B. perkutane endoskopische Gastrostomie-Sonde, PEG) oder oral 
Zusammensetzung Hochkonzentrierte Speziallösung mit allen lebenswichtigen Nährstoffen Sondenkost und Trinknahrung mit allen oder ausgewählten Nährstoffen
Nahrungsaufnahme Direkt in die Blutbahn  Über den Magen-Darm-Trakt  

Totale vs. supplementierende parenterale Ernährung

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Arten von intravenöser Nahrungszufuhr – je nachdem, in welchem Maß der Patient oder die Patientin darauf angewiesen ist.  

 

  • Supplementierende parenterale Ernährung (SPE) dient als ergänzende Maßnahme in Kombination mit oraler oder enteraler Versorgung. Sie kommt zum Einsatz, wenn Patienten Nahrung zwar über den Mund oder eine Sonde aufnehmen können, aber auf diesem Weg nicht alle notwendigen Nährstoffe erhalten. Dieser Mangel kann mittels SPE ausgeglichen werden.
  • Totale parenterale Ernährung (TPE) deckt dagegen den kompletten Nährstoffbedarf auf intravenösem Weg. Das wird notwendig, wenn der Magen-Darm-Trakt aufgrund einer Erkrankung oder Verletzung nicht mehr funktionsfähig ist.

 

Tatsächlich essen viele Patienten mit TPE weiterhin „ganz normal“. Im Gegensatz zu gesunden Menschen wird das normale Essen vom Körper nicht verwertet, sondern wandert einfach durch den Darm und wird dann wieder ausgeschieden. Nichtsdestotrotz sind regelmäßige, oral verabreichte Mahlzeiten wichtig. Das hat mehrere Gründe: Einerseits bedeutet Essen schlichtweg Genuss und Lebensqualität, zumal der Magen weiterhin Hungersignale sendet. Andererseits sollte der Magen-Darm-Trakt (und alle damit verbundenen Prozesse im Körper) soweit wie möglich aktiv gehalten werden.  

Normal-Eating-With-Parenteral-Nutrition
Viele Patienten nehmen auch mit parenteraler Ernährung weiterhin normale Mahlzeiten zu sich, wobei der Körper die Nährstoffe aus diesen Mahlzeiten allerdings nicht verwertet. Quelle: Canva

Indikation: Wer braucht parenterale Ernährung?

Parenterale Ernährung greift immer dann, wenn sich der Nährstoffbedarf nicht (ausreichend) durch normales Essen oder per Sonde decken lässt. Das kann viele Gründe haben:   

  • Kurzdarmsyndrom (Dünndarm fehlt teilweise oder komplett) 
  • Chronische Entzündungen im Darm (z.B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa) 
  • Krebserkrankungen  
  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)  
  • Störung der Nahrungsverwertung (Malabsorption) 
  • Stoffwechselstörungen (z. B. Hypermetabolismus bei Sepsis) 
  • Extreme dauerhafte Diarrhoe 
  • Massives Untergewicht (Kachexie) 
  • Koma 
  • Starke Verletzungen (z. B. Verbrennung) 
  • Aids 
  • Gastrointestinale Blutungen und Perforationen 
  • Versorgung von Frühgeborenen oder kranken Neugeborenen 

Parenterale Ernährung in der Onkologie

 

Eine Krebserkrankung (und die damit verbundene Behandlung) kann die Nährstoffversorgung von Patienten in vielerlei Hinsicht beeinträchtigen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Magen-Darm-Trakt direkt von Tumoren betroffen ist. Das Wachstum von Krebszellen führt häufig zu einer Stoffwechselstörung (sog. Tumorkachexie), infolgedessen Patienten mehr und mehr abmagern. Aggressive Strahlen- und Chemotherapie können den Körper ebenfalls stark auszehren. Wenn sich die zunehmende Unterversorgung durch orale oder enterale Nahrung allein nicht ausgleichen lässt, kommt die supplementäre parenterale Ernährung zum Einsatz. SPE kann auch im Palliativ-Kontext genutzt werden, um die Lebenszeit zu verlängern bzw. die Lebensqualität zu verbessern. Ob und wie lange in solchen Fällen eine künstliche Ernährung hilfreich ist, wird individuell in enger Absprache mit Betroffenen und Angehörigen entschieden.   

Parenterale Ernährung bei chronischem Darmversagen

Ein häufiger Auslöser für parenterale Ernährung ist das Kurzdarmsyndrom. Die Diagnose selbst kommt sehr selten vor: In Deutschland ist schätzungsweise nur eine von 100.000 Personen betroffen. Davon erhalten circa 30 % parenterale Ernährung.[1] 

 

Ein Kurzdarmsyndrom liegt vor, wenn sich die Länge des funktionalen Dünndarms um mindestens 50 % verringert. Die möglichen Ursachen sind vielfältig: 

  • Arterielle oder venöse Gefäßverschlüsse 
  • Volvulus (Verdrehung des Darms, insbesondere bei Kindern & Jugendlichen)  
  • Traumata 
  • Tumorerkrankungen 
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen 
  • Starke Entzündungen oder Vernarbungen

 

In welchen Symptomen sich das Kurzdarmsyndrom äußert, hängt davon ab, welche Darmabschnitte jeweils betroffen sind. In frühen Stadien können typischerweise folgende Beschwerden auftreten: 

  • Massive Durchfälle mit teilweise hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten  
  • Gewichtsverlust 
  • Laktoseintoleranz  
  • Nieren- und Gallensteine 
  • Osteoporose 
Parenteral-Nutrition-With-Chronic-Intestinal-Failure
Patienten, die unter chronischem Darmversagen leiden, werden für gewöhnlich mit parenteraler Ernährung behandelt.Quelle: TauroPharm

Versuche, solchen Symptomen durch mehr Trinken entgegenzuwirken, haben genau den gegenteiligen Effekt: Eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr beschleunigt den Weg durch den Darm, was wiederum zu verstärktem Durchfall führt. Letztendlich kann bei der Diagnose Kurzdarmsyndrom nur die parenterale Ernährung den Verlust von Flüssigkeit und Nährstoffen ausgleichen. Unter bestimmten Umständen regeneriert sich der verbleibende Dünndarm im Laufe der Behandlung sogar. Im besten Fall kann die parenterale Ernährung dann reduziert oder sogar ganz abgesetzt werden. Wenn nur noch ein kleiner Teil des Restdünndarms vorhanden ist (weniger als 50 cm), handelt es sich um chronisches Darmversagen. Betroffene sind in der Regel ein Leben lang auf parenterale Ernährung angewiesen.   

Kontraindikation: Wann ist parenterale Ernährung nicht möglich?

Die Nahrungszufuhr über einen venösen Zugang ist eine sehr invasive Maßnahme, die viele Risiken birgt. Daher kommt sie in folgenden Fällen nicht infrage: 

  • Bis zu 24 Stunden nach einem operativen Eingriff oder Trauma  
  • Schwere Azidose (Übersäuerung des Körpers) 
  • Schockzustand  
  • Hypoxie (Mangelversorgung mit Sauerstoff) 

 

Ebenfalls ist parenterale Ernährung nicht empfohlen, wenn der Bedarf enteral (per Sonde) und/oder Trinknahrung gedeckt werden kann – oder wenn die verbleibende Lebenserwartung voraussichtlich weniger als einen Monat beträgt.  
Grundsätzlich braucht es für die Verordnung einer parenteralen Ernährung immer die Zustimmung der Betroffenen bzw. deren gesetzlicher Vertreter. Das gilt für den Palliativkontext ebenso wie für alle anderen Anwendungsbereiche.  

Zusammensetzung: Woraus besteht parenterale Ernährung?

Eine parenteral verabreichte Nährstofflösung muss drei essenzielle Funktionen erfüllen: 

  • Organismus stabilisieren 
  • Immunsystem stärken  
  • Körpergewicht auf ein gesundes Niveau bringen bzw. halten.  

 

Das geschieht bei den meisten Betroffenen über Dreikammer- bzw. Mehrkammerbeutel. Wie der Name schon sagt, sind solche Beutel in einzelne Komponenten (Kammern) unterteilt. Dadurch bleiben die Nährlösungen im verschlossenen Beutel länger haltbar. Kurz vor der Verabreichung werden alle Komponenten dann miteinander vermischt. Zu einer vollständigen Versorgung mit allen essenziellen Makro- und Mikronährstoffen gehören: 

  • Glukoselösungen 
  • Aminosäuren 
  • Fettemulsionen 
  • Elektrolytlösungen (Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphat) 
  • Vitamine und Spurenelemente 

 

Allerdings können nicht alle Vitamine und Mineralstoffe über die Nährstofflösung in ausreichender Menge verabreicht werden. Meist benötigen Patienten eine separate Zufuhr von bestimmten Mikronährstoffe, vor allem Vitamin D und Eisen. Medikamente dürfen niemals in die Nährstofflösung gemischt werden.  
Ein Großteil der Patienten können mit industriell produzierten Mehrkammerbeuteln versorgt werden. In bestimmten Fällen sind individuell präparierte Lösungen erforderlich, beispielsweise bei einem hohen Volumen- und Elektrolytverlust. Abgesehen von Mehrkammerbeuteln gibt es auch Gesamtnährlösungen (GSL) mit vorgefertigten Mischungen.

Parenteral-Nutrition-Composition
Parenterale Ernährung muss alle essenziellen Nährstoffe enthalten, die Patienten andernfalls über normales Essen aufnehmen würden. Quelle: TauroPharm

Berechnung der Menge

Was und wieviel ein Patient oder eine Patientin benötigt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: 

  • Aktuelles Körpergewicht 
  • Aktuelle Laborwerte 
  • Mit oder ohne orale/enterale Nahrungsergänzung  
  • Starker Volumenverlust (z. B. durch Erbrechen/Stomata) 

 

Bei einem stabilen Stoffwechsel beträgt der tägliche Energiebedarf circa 25 bis 35 kcal pro kg Körpergewicht. Für übergewichtige Patienten mit parenteraler Ernährung dient das empfohlene Normalgewicht (BMI von 25) als Berechnungsgrundlage, wobei die Eiweißzufuhr mindestens 1,5 g/kg betragen sollte. Für normal- und untergewichtige Patienten wird das aktuelle Gewicht herangezogen. Ob die errechnete Menge ausreicht, muss regelmäßig kontrolliert werden. Ggf. werden dann Anpassungen vorgenommen, um ein bestimmtes Gewicht zu erreichen bzw. den allgemeinen Gesundheitszustand aufrechtzuerhalten

 

Abgesehen von der Menge ist auch die Geschwindigkeit der Nahrungszufuhr entscheidend. Die Maximalwerte liegen bei:  

  • 0,25 g Glukose pro Stunde & kg Körpergewicht
  • 0,125 g Fett pro Stunde & kg Körpergewicht

 

Werden diese Werte überschritten, kann das den Stoffwechsel massiv beeinträchtigen. Andersherum ist es aber durchaus möglich (bzw. oftmals sinnvoll), die Infusion zu verlangsamen. Insbesondere für den Einstieg in die parenterale Ernährung empfiehlt es sich, mit der halben Geschwindigkeit und Menge zu starten und in zwei bis drei Tagen sukzessive zu steigern. Eine Infusionspumpe hilft dabei, eine gleichmäßige Aufnahme von allen Nährstoffkomponenten sicherzustellen.

Richtmengen für parenterale Ernährung  

 

  Pro kg/Tag
Energiebedarf 
(gesamt = parenteral/enteral/oral) 
25-35 kcal
Glukose 2-3,5 g (max. 4 g) 
Fett 0,7-1,5 g (max. 2 g) 
Aminosäuren 0,8-1,5 g 
Flüssigkeit 35-40 ml 
(bei erhöhtem Verlust/Mangel ggf. mehr) 

Zugang: Wie gelangt parenterale Ernährung in den Körper?

Parenterale Nährstofflösungen können nur direkt über eine Vene aufgenommen werden, weil sie höher konzentriert sind als das menschliche Blut. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Ausschlaggebend für die Wahl des Zugangswegs ist die voraussichtliche Dauer der intravenösen Ernährung.  

Für die parenterale Ernährung wird in der Regel ein zentralvenöser Zugang (d.h. über eine große Körpervene, z. B. Vena cava superior) verwendet. Bei peripheren Zugängen über kleinere Venen ist das Risiko höher, dass Entzündungen oder Blutgerinnsel entstehen.  

Zugang Merkmale Verwendung für parenterale Ernährung
Zentralvenöser Katheter (ZVK)
  • dünner Kunststoffschlauch, der über eine große Vene (am Arm oder Hals) gelegt wird  
  • endet in der oberen oder unteren Hohlvene vor dem rechten Herzvorhof 
  • z. B. Hickman- oder Broviac-Katheter 
  • relativ kurzer Zeitraum 
  • stationär (während Krankenhausaufenthalt) 
Port
  • Implantat unter der Haut, meist im Brustbereich, von welchem ein Katheter in eine Vene führt 
  • wird vor jeder Infusion mit einer speziellen Nadel punktiert
  • längerer Zeitraum oder dauerhaft 
  • stationär und ambulant (zuhause) 
Subkutan tunnelierter Katheter 
  • Teil des Katheters wird unter die Haut „getunnelt“ 
  • z. B. periphere Verweilkanüle (Midline) 
  • nur für niedrig konzentrierte Nährstofflösungen geeignet (z. B. Flüssigkeitstherapie) 
  • nur für wenige Tage 
  • nur stationär (z. B. in Palliativpflege) 

Anwendung: Wo und von wem wird parenterale Ernährung verabreicht?

Intravenöse Ernährung kann sowohl stationär als auch im häuslichen Umfeld stattfinden. In Krankenhäusern, Kliniken und Pflegeeinrichtungen kümmert sich das Personal um den gesamten Ablauf. Dazu gehören neben den Infusionen Aufgaben wie Verbandswechsel und Gewichtskontrollen. Patienten mit einem stabilen Stoffwechsel (und permanentem zentralvenösen Zugang) können all das weitgehend selbst erledigen. In diesem Fall spricht man von heimparenteraler Ernährung (HPE). Dafür müssen Patienten (und auch Angehörige) vorab geschult und im weiteren Verlauf von medizinischem Fachpersonal betreut werden. Das übernehmen meist ambulante Pflegedienste oder Homecare-Unternehmen.

 

  • Pflegedienste sind für die medizinische Grund- und Behandlungspflege zuständig. Dazu gehören auch SAPV-Teams (Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung).
  • Homecare-Unternehmen bieten darüber hinaus weitere Dienstleistungen an, beispielsweise Unterstützung in koordinatorischen und bürokratischen Angelegenheiten.  

 

Wie intensiv die Betreuung jeweils ausfällt, hängt von der gesundheitlichen Verfassung ab. Betroffene mit einem stabilen Stoffwechsel können die Nahrungszufuhr größtenteils auf die Nacht verlegen. Meist läuft die Infusion 16 bis 18 Stunden täglich, wobei die Zeiten je nach Verträglichkeit variieren. Tagsüber sind Patienten weitgehend mobil, können beruflichen Tätigkeiten nachgehen und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Prinzipiell ist es sogar möglich, parenterale Ernährung außer Haus durchzuführen. Dafür kommt der Infusionsbeutel (und weiteres Zubehör) in einen Rucksack, der Patienten auf jedem Schritt begleitet. Empfohlen ist allerdings eine Verabreichung zuhause in der gewohnten Umgebung. So lässt sich am besten gewährleisten, dass alle wichtigen Vorschriften eingehalten werden.   

Sicherheit: Was ist bei parenteraler Ernährung zu beachten?

Regelmäßige Kontrollen sind sowohl im stationären als auch im häuslichen Bereich unerlässlich. Der wichtigste Indikator ist die Zahl auf der Waage: Die Entwicklung des Gewichts signalisiert, ob die Zusammensetzung der Nährstofflösungen optimal eingestellt ist oder eventuell angepasst werden muss. Davon abgesehen ist das subjektive Empfinden der Betroffenen entscheidend für Fachkräfte, um den Behandlungsverlauf zu beurteilen:  

  • Wie fühlen sich die Patienten während der Infusionen und in der Zeit dazwischen?  
  • Treten irgendwelche unerwarteten oder unangenehmen Nebenwirkungen auf?  


Grundsätzlich darf nur so viel Nahrung verabreicht werden, wie verstoffwechselt werden kann. Das lässt sich anhand der Laborwerte überprüfen. Werden bestimmte Grenzwerte überschritten, muss die Menge reduziert werden – selbst wenn die Menge dadurch unter dem errechneten Energie- bzw. Nährstoffbedarf liegt. Eine regelmäßige Kontrolle (mindestens einmal pro Woche) ist vor allem am Anfang der intravenösen Ernährung wichtig. Sofern es keine Auffälligkeiten gibt und der Stoffwechsel stabil bleibt, kann der Abstand zwischen Kontrollen auf bis zu drei Monate vergrößert werden.  

Parenteral-Nutrition-Weight-Control
Regelmäßige Gewichtskontrolle sind wichtig für Patienten, die parenterale Ernährung erhalten. Quelle: Canva

Laborwerte als Parameter bei parenteraler Ernährung

 

  • Elektrolyte (Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphat) 
  • Glukose 
  • Triglyceride (Marker für Zucker- und Fettstoffwechsel) 
  • Protein (v.a. C-reaktives Protein (CRP) als Marker für Entzündungen) 
  • Albumin (kann auf Lebererkrankungen oder Störungen des Wasserhaushalts hinweisen) 
  • Kreatinin (Marker für Nierenfunktion) 
  • Harnstoff (möglicher Indikator für Nierenerkrankungen) 
  • Transaminasen (können auf Leber- oder Herzerkrankungen hinweisen) 
  • Bilirubin (kann auf Abbau roter Blutkörperchen hinweisen) 

Grenzwerte bei parenteraler Ernährung 

 

Wert

Grenze Maßnahme bei Überschreitung

Glukose  
(bei laufender Infusion) 

min. 180 mg/dl Glukosezufuhr reduzieren 
Triglyceride 
(bei laufender Infusion) 
max. 400 mg/dl Fettzufuhr reduzieren 
Harnstoff Erhöhung um 30 mg/dl  Aminosäurezufuhr reduzieren  
(gilt nicht bei Niereninsuffizienz

Hygienemaßnahmen bei heimparenteraler Ernährung

Für einen reibungslosen Ablauf müssen die Nährstofflösung und der Zugang zu jeder Zeit absolut steril bleiben. Deshalb sind höchste Hygienevorschriften strengstens einzuhalten. Das gilt insbesondere für Patienten, die zuhause ernährt werden, da sie dort noch schneller in Kontakt mit Keimen kommen als im stationären Umfeld.  

 

  • Verbandswechsel und Infusion dürfen ausschließlich von geschulten Personen durchgeführt werden. Das kann eine Pflegekraft sein, oder auch Patienten und Angehörige.  
  • Die Vorbereitung und das Anlegen der Nährstofflösungen sollten immer an einem festen Platz stattfinden. Der jeweilige Raum sollte frei von Pflanzen und nicht zugänglich für Haustiere sein.  
  • Während Betroffene mit Katheter und Beuteln beschäftigt sind, sollten Türen und Fenster geschlossen bleiben. Durch Luftzug können Keime schneller in einem Raum gelangen und sich ausbreiten.
  • Das äußere Ende des Katheters und die Punktionsstelle dürfen nicht feucht werden. Deshalb sollten Patienten beim Waschen einen wasserabweisenden Folienverband tragen.   
Parenteral-Nutrition-Hygiene
Patieten müssen bei parenteraler Ernährung strenge Hygienevorschriften einhalten, um Infektionen zu vermeiden. Quelle: TauroPharm

Prävention: Wie lassen sich Komplikationen bei parenteraler Ernährung vermeiden?

PE-Patienten sind einer Vielzahl an Risiken ausgesetzt. Zum einen können metabolische Komplikationen (also Stoffwechselstörungen) auftreten, wenn die Nährstofflösung nicht richtig auf die individuellen Bedürfnisse eingestellt ist. Zum anderen kann es zu mechanischen Komplikationen, also Problemen mit dem Zugangssystem, kommen.

Diese Risiken lassen sich bei einer sorgfältigen Verlaufskontrolle und einem sachgerechten Umgang mit dem Katheter weitgehend vermeiden. Die größte Gefahr besteht allerdings in einer mikrobiellen Besiedelung des Katheters. Das bedeutet, dass sich Mikroorganismen wie Viren, Bakterien oder Pilze an oder im Zugang stark vermehren. Diese Mikroorganismen können in die Blutbahn gelangen und darüber eine katheterabhängige Blutstrominfektion (catheter-related bloodstream infection, kurz CRBSI) auslösen. Eine solche Infektion lässt sich frühzeitig anhand verschiedener Symptome erkennen. Vor allem die klassischen Anzeichen für Entzündungen sind wichtige Warnsignale: 

  • Rötungen oder Schwellungen rund um den Katheter 
  • Schmerzempfindlichkeit  
  • Überwärmung (Fieber, Schüttelfrost) 
  • schlechtere Flussrate 
  • Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen 

 

Wenn sich solche Beschwerden bemerkbar machen, sollten Betroffene umgehend ärztlichen Rat suchen. Im schlimmsten Fall können CRBSI tödlich enden. Auch bei einem glimpflicheren Verlauf schränken sie die Lebensqualität erheblich ein – vor allem, wenn sie immer wieder auftreten, Betroffene deshalb ins Krankenhaus müssen usw. Deshalb ist Prävention das A und O in der parenteralen Ernährung.  

Parenteral-Nutrition-Complications
Symptome wie erhöhte Schmerzempfindlichkeit oder Übelkeit könne auf Komplikationen bei der parenteralen Ernährung hindeuten. Quelle: Canva
Metabolische Komplikationen  Mechanische Komplikationen
  • Hyperglykämie (erhöhter Blutzuckerspiegel) 
  • Hypertriglyzeridämie (erhöhter Fettspiegel)  
  • Leberschaden durch Darmversagen (intestinal failure-associated liver disease, kurz IFALD) 
  • Okklusion (Verschluss des Katheters) 
  • Perforation (Durchlöcherung des Katheters) 
  • Paravasat (Austritt der Infusion in umliegendes Gewebe) 

Schutz durch Locklösungen

Um Infektionen vorzubeugen, reichen hohe Hygienestandards allein nicht aus. Zusätzlich muss der Katheter nach jeder Sitzung mit einer physiologischen Kochsalzlösung gespült werden. Dazu empfehlen wir die pulsatile Spültechnik mit 2x10 ml Kochsalz-Fertigspritze.[2] 
Darüber hinaus muss der Katheter mit einer speziellen Lösung „geblockt“ werden.

 

  • Die Locklösung wird nach dem Ende einer Infusion in den Katheter gespritzt und verbleibt dort bis zur nächsten Infusion.
  • So wird verhindert, dass zwischenzeitlich Blut in den Katheter gelangt oder sich auf anderem Wege Keime ansiedeln. (Vor allem Keime, die von außen in den Organismus eindringen, können gefährlich werden.)

 

Der Begriff „Locklösung“ leitet sich daher aus dem englischen „lock“ („verschließen“) ab. Für einen effektiven Schutz gegen Mikroorganismen muss eine Locklösung antimikrobielle Eigenschaften haben. Ein Inhaltsstoff, der sich dafür bewährt hat, ist Taurolidin. Es handelt sich dabei um ein synthetisch hergestelltes Derivat der Aminosäure Taurin. (Taurin kommt natürlicherweise im menschlichen Körper vor und ist auch häufig in der Zutatenliste von Energydrinks zu finden.)

 

  • Das Besondere an Taurolidin ist seine breite Wirksamkeit gegen mehr als 500 verschiedene Bakterien und Pilze. Im Gegensatz dazu wirken Antibiotika immer nur gegen bestimmte Arten von Keimen.
  • Hinzu kommt, dass Taurolidin nicht zur Ausbildung bakterieller Resistenzen führt. Dies ist eine häufige Nebenwirkung von Antibiotika, wodurch deren antibakterielle Wirksamkeit verlorengeht.  

 

Aus diesen Gründen bildet Taurolidin die Basis für alle Produkte aus dem Portfolio von TauroPharm. Je nach Bedarf gibt es unterschiedliche Produktvarianten, die teilweise noch weitere aktive Inhaltsstoffe enthalten. Die zusätzlichen Wirkstoffe dienen in erster Linie dazu, die Durchgängigkeit des Katheters aufrechtzuerhalten.  

Taurolock-Parenteral-Nutrition
TauroLock™-Lösungen wurden entwickelt, um Patienten vor katheterbedingten Komplikationen zu schützen. Quelle: TauroPharm

Locklösungen für parenterale Ernährung

 

Produkt

Aktive Wirkstoffe Anwendung
  • Taurolidin
  • 4 % Citrat

Allgemein bei allen Patienten ohne spezielle Auffälligkeiten 

  • Taurolidin
  • 4 % Citrat
  • 100 IU/ml Heparin

Bei Risiko für unzureichende Durchgängigkeit

  • Taurolidin
  • 4 % Citrat
  • 25,000 IU Urokinase
Extra starke Prophylaxe gegen Okklusion und Thrombose 
  • Taurolidin

Bei schlechter Verträglichkeit von Citrat (v.a bei kleinen Kindern) 

Es gibt inzwischen zahlreiche klinische Studien über den Einsatz von Taurolidin-basierten Locklösungen in der parenteralen Ernährung.

  • Eine Studie aus dem Jahr 2017 untersuchte den Einsatz von TauroLock™-HEP100 bei HPE. Unter den 20 Patienten, die das Produkt über mehrere Jahre regelmäßig verwendeten, trat keine einzige CRBSI auf.[3]
  • Ein Jahr später wurde eine Studie über die Wirksamkeit von TauroLock™ bei Kindern mit HPE veröffentlicht. Unter den 40 Kindern, die TauroLock™ erhielten, sank die CRBSI-Rate in einem Zeitraum von 6 Jahren von 4,16 auf 0,25 (pro 1.000 Kathetertage).[4]
  • 2020 wurde eine Langzeitstudie veröffentlicht, die über 19 Jahre lief. Unter den Patienten, die TauroLock™-HEP100 verwendeten, sank die Rate der Katheterinfektionen von 2,36 auf 0,3 (pro 1.000 Kathetertage).[5]


Aufgrund dieser Erkenntnisse wird Taurolidin heute in nationalen und internationalen Leitlinien für die parenterale Ernährung empfohlen.  

  • Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) sollten Taurolidin-haltige Locklösungen bei Patienten mit hohem und normalem Risiko für CRBSI eingesetzt werden.[6]
  • Die Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) empfiehlt den Gebrauch von Taurolidin zur Prävention von CRBSI.[7]

Kostenübernahme: Wer bezahlt die parenterale Ernährung?

Die Abhängigkeit von einer intravenösen Nahrungszufuhr stellt Betroffene oftmals auch vor bürokratische Herausforderungen. Grundsätzlich übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Nährstofflösungen und einige Hilfsmittel (z. B. Kanülen, Pumpen oder Spritzen). Allerdings werden nicht alle benötigten Hilfsmittel von der Kasse bezahlt. Für Zubehör wie Desinfektionsmittel, sterile Tücher oder Infusionsständer müssen Patienten in der Regel selbst aufkommen.
Schulungen für die heimparenterale Ernährung und der Einsatz von Pflegediensten werden ebenfalls über die Krankenkasse abgerechnet. Dafür braucht es nicht unbedingt eine Pflegegradeinstufung. Gesetzlich Versicherte müssen lediglich eine Notwendigkeitsbescheinigung der behandelnden Ärzte vorlegen. Bei privat Versicherten richten sich die Leistungen nach dem individuellen Tarif.  

Referenzen

  1. https://www.g-ba.de/downloads/92-975-1638/2016-08-01_Bewertung-Therapiekosten-Patientenzahlen-IQWiG_Teduglutid-nAWG_D-254.pdf
  2. Goossens. Dialysis & Apharesis 2015.
  3. Tribler et al. Am J Clin Nutr 2017. DOI: 10.3945/ajcn.117.158964
  4. Lambe et al. JPEN J Parenter Enteral Nutr 2018. DOI: 10.1002/jpen.1043
  5. Leiberman et al. Clin Nutr ESPEN 2020 DOI: 10.1016/j.clnesp.2020.03.025
  6. Bischoff et al. Aktuell Ernahrungsmed 2024. DOI: 10.1055/a-2270-7667
  7. Pironi et al. Clin Nutr 2020 DOI: 10.1016/j.clnu.2020.03.005 

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